In Zeiten der Corona-Isolation hat Jeder so seine eigenen Mittel und Wege die eventuell aufkeimende Langeweile zu bekämpfen. Und während in Vielen die versteckten Gourmetköche, Handwerksprofis oder Bäckermeister zum Vorschein kommen, kann man sich auch getrost auf Bewährtes besinnen. Nämlich: so viel Kohle wie verfügbar in neue Musik stecken! Und dank fehlender Konzerte und Kneipen, kommt da gut was zusammen!

Wie zuvorkommend, dass es einen ganzen Sack an Bands zu geben scheint, die die Releases ihrer neuen Alben für eben diese Zeit „aufgespart“ haben. So auch die französische Oi!-Punk Dampfwalze namens Lion’s Law!

„The Pain, the Blood & the Sword“ heißt das neue Album und wenn ich bedenke was für einen Ruf die Jungs „mittlerweile“ genießen, könnte man sicherlich auch behaupten, dass nur wenige Scheiben aus der Oi! und Punkszene sehnlichster erwartet wurden. Ob das wirklich so ist, sei einmal dahin gestellt, jedoch hatte die Band die Erwartungshaltung mit zwei vorher veröffentlichten Songs („Cut the rope“/„Get it all“) nicht unbedingt gering gehalten.

Was mich auch gleich zum ersten und einzigen Kritikpunkt führt: beide Songs finden sich nicht auf dem Album, sondern wurden „nur“ separat auf 7Inch released. Was wirklich schade ist und die Stärken von „The Pain, the Blood & the Sword“ nochmal besonders hervorgehoben hätte! (Von mir aus hätte man sich dagegen das Intro sparen können. Aber mich fragt ja keiner…)

„The pain, the blood and the sword – How many dreams have to burn?“

Den geneigten Hörer erwartet nämlich ein Monstertruck von einem Punk Album. Walzig, dreckig, roh, groß und Respekt heischend. Die Pariser stampfen von den ersten Sekunden an auf’s Gaspedal und gehen dabei so konsequent und energisch vor wie jemand der nach Wochen der Isolation sein erstes Bier in seiner Lieblingskneipe weg zischt (Pun intended)!

Was die Scheibe allerdings für meine Ohren nochmal besonders auszeichnet, ist die krasse Vielfalt an Songs und Ideen die sich in den Liedern tummelt. Neben mehreren Duetten (u.a. mit Scott von den phänomenalen Terror) finden sich auch erstaunlich melodiöse Parts (wie in „Fidèle“), unfassbare Ohrwürmer („Escape“) und auch zum ersten Mal auf einem Longplayer von Lion’s Law Songs in französischer Sprache. Wobei bei letzteren das grandiose „Destin Criminel“ absolut heraussticht. Und irgendwo flennt mein 15-jähriges Ich, dass wir in Französisch nie was so geiles behandelt haben. Was soll’s, das Herz singt ja eh meistens lauter als das Textbuch!

„I don’t care who will get to blame – in the end we are all just the same! When you’re walking on the razor’s edge, you do whatever it takes to escape!“

Trotz all der Abwechslung liegt der Fokus der Scheibe aber zu 101% auf dem, was diese Band auszeichnet und so erfolgreich macht: pure Energie – präsentiert als druckvolle Mischung aus positiver Brachialgewalt, Energie und fiesen Sing-alongs. Im Ernst: wer nach dem Hören dieser Platte nicht einen einzigen hartnäckigen Ohrwurm hat, ist mit hoher Wahrscheinlichkeit innerlich verkümmert. „PBS“ (ein Vorschlaghammer für die Gehörgänge), das bereits erwähnte „Escape“ (ein absolut phänomenales Brett) und „The Reaper“ sollen an dieser Stelle stellvertretend für das Ganze Album erwähnt werden. So soll und so muss Oi!-Punk klingen!

Lion’s Law neuestes Machwerk ist ein extrem fettes Oi!-Punk Album, dass alles hat, was so eine Scheibe braucht, um immer wieder in der Rotation zu landen. „The Pain, the Blood & the Sword“ packt dich an den Haaren (sofern vorhanden, ansonsten müssen wohl die Martens herhalten), schleift dich in die nächste Kneipe und betrinkt sich mit dir solange bis du absolut mitgerissen wirst! Und wenn die Chose einmal durchexerziert ist, fängt man die knapp 40 Minuten einfach wieder von vorne an. Schließlich hatte man ja selten zuvor so viel Zeit um die eingerosteten Französischkenntnisse wieder aufzufrischen…

Oi! Oder wie die Franzosen sagen: „Oui!“ (Japp, schamlos geklaut von Johnny Wolga!)