Ich hatte ja schon erwähnt, dass 2018 es gut mit mir gemeint hat. Und auch das mit den „fehlenden“ Releases stellt sich im Jahresendspurt scheinbar ein wenig ein! Über ein Jahr hat es gedauert, ehe aus der kleinen Crowdfunding Kampagne von Majofran der neue Silberling „Alles Liebe!“ wurde. Und wirklich JEDER Mensch, der Max, Josi, Franz und Nils bei ihrem Vorhaben unterstützt hat, kann mit einer ganzen Hose voll Vorfreude auf das Teil blicken. Und dabei scheint das Rezept nach den ersten paar Hördurchgängen relativ schlicht zu sein:

10 TL (Tieflader – nicht Teelöffel!) funkige Beats, ein paar Liter Saxophon, hier und da eine Prise elektronisch angehauchte Parts, ein paar Stückchen Rap, eine ordentliche Portion „Positive Mental Attitude“ und alles fein abgeschmeckt mit Max seiner unglaublich erotischen Kratzestimme (der Typ sollte mal so ein Hörbuch einsprechen!).

„Alles Liebe!“ ist ein rundum gelungenes Stück gute Laune für Ohren und Geist!

Dabei merkt man vor allem auch, wie sich die Band mittlerweile weiterentwickelt hat. Der Sound ist ultrafett – auch wenn ich persönlich ein kleines Tränchen verdrücke, weil mir hier und da ein klein bisschen der positive „Schmutz“ der älteren Sachen fehlt – und der Sound trifft meines Erachtens absolut den Nerv der Zeit. Das ist Mugge, die man meiner Meinung nach einfach nicht scheiße finden kann. Egal, aus welcher musikalischen Sparte man eigentlich kommt!

Das, was die Scheibe aber in meinen Augen wirklich herausragend macht, sind die Texte – welche mittlerweile nurmehr komplett in Deutsch geschrieben und gesungen werden. Das was Majofran da an denkwürdig gutem Zeug rausballern, hört man manchmal an einem ganzen Abend Poetry-Slam nicht in so einer Qualität! Bestes Beispiel dafür ist wohl:

„Ich bin nicht der Spiegel meiner Welt, nein die Welt sie spiegelt mich. Wenn ich so bin, wie ich die Welt mir wünsch, dann wird die Welt so sein wie ich!“

Positive Mental Attitude geht genau so! Und wer das noch nie gehört hat, sollte es dringend mal googeln! Aber auch die anderen Songs haben zu großen Teilen Killerpotenzial: „Glücklich Allein“ z.B. erzählt fast schon wütend-poetisch von dieser kleinen Stimme im Inneren von jedem von uns, die uns immer wieder zweifeln lässt. „Funkmusik“ ist eine Liebeserklärung an den Soundtrack eines Lebens und wirkt so authentisch wie nur möglich. Und auch wenn mir der ein oder andere Song etwas zu langsam und „schwer“ ist, so bleiben auch die anderen Songs erschreckend lange im Ohr!

Dabei steht den Weimarern außerdem gut zu Gesicht, dass sie in ihren Lyrics auch deutlich drastischer und politischer geworden sind. Dabei geht’s aber nicht stumpf ums Plattitüdenraushauen, sondern es werden Lösungen gesucht und angeboten. Neben Nazis kriegen auch Sexisten und „der gemeine deutsche Sack“ ihr Fett weg – und das so sympathisch, dass die einem das vermutlich nicht mal übel nehmen würden.

Mit ihrem dritten Album ballern Majofran mal so richtig einen raus. „Alles Liebe!“ klingt wie ein funkiger Meilenstein auf dem Weg nach … ja wohin eigentlich? Zu wünschen wäre ihnen ganz oben sicherlich – allein, damit sie noch mehr Leute mit ihrer optimistischen Message erreichen! Denn dann könnte „aus einem Wort, auch eine Tat“ werden!

Bleibt am Ende nur die Frage: „Wie erklär ich das jetzt meiner Sippe? Blaue Flecken, Beulen, dicke Lippe …“. Die Antwort lässt man sich wohl am besten live um die Ohren jagen!