Wisst ihr noch, so mit 14 oder so, als man das erste Mal jemanden SO RICHTIG gern hatte? Und man zu irgendwem ging um die Frage zu stellen: Ab wann weiß man denn, dass man verliebt ist? Bei der neuen Platte „Sad Days For The Kids“ von den Sympathieträgern „The Spartanics“ aus Sparta… äh Leipzig kann ich das ziemlich genau beantworten: nach dem ersten Refrain vom 2. Song „Don’t Follow Us“. Und dass ich diese Rezension hier schreiben würde, war so sicher wie der Bierschiss nach nem Kasten Sterni, als Song Nummer 3 „Against The Fears“ ausgeklungen war.

Hallelujah! Platte des Jahres, no questions asked.

„Sad Days For The Kids“ ist mittlerweile der dritte Longplayer der Punks und wie der geneigte Leser/die geneigte Leserin eventuell schon ahnen könnte, bin ich verzückter als ein Pinguin beim Bauchrutschen über dieses Kleinod großartiger Musik.
Zunächst ist da das Cover, was mich als hoffnungslos idealistischen Pädagogen mal so gleich abholt. Und dann werden einem knappe 30 Minuten die Gehörmuskeln auf höchst angenehme Art und Weise massiert, sodass man eigentlich nur noch eine Option hat: alle Termine absagen, kaltes Bier aufreißen und die scheiß Welt für weitere 30 Minuten ausschalten.

Soundtechnisch erinnert das Ganze krass gut an alten Oi! Punk irgendwo aus den späten 70ern/frühen 80ern. Vergleiche mit The Business, Cock Sparrer oder Cockney Rejects liegen da auf der Hand – werden dem Ganzen aber dann doch wieder nicht vollständig gerecht. Denn der Klang ist irgendwie durchweg „positiv“ und wenn man die 3 Recken kennt, ist es gut vorstellbar, dass sie bei vielen Songs mit breitem Grinsen im Studio standen. Für mich persönlich sind insbesondere die gut hörbaren Bass-Lines die Kirsche auf einem Berg aus musikalischem Vanillepudding. Dazu gibt es dermaßen eingängige Melodien, dass selbst Komponist:innen von Spielshowmelodien neidisch werden könnten, sowie ne ordentliche Latte Gangshouts und Singalongs. Ich steh auf diesen Scheiß!

„Don’t follow us it’s unclear where we go! It’s a different way, that you don’t have to know!”

Bei der lyrischen Gestaltung der Songs, schließt sich der Kreis zum bereits erwähnten Cover. Allerdings ist auch hier eine gewisse „Frischheit“ an der Tagesordnung. Sei es beim Umgang mit Szeneklischees bzw. prolligem Angebergehabe in „Death Or Glory“, welche(s) am Ende eh nur als Gelaber enden, bei absolut brandaktuellen und immens wichtigen Themen wie „No Means No“ oder beim Anprangern vom System Schule – die Spartanics treffen immer den Ton. Und auch wenn ich wirklich oft Songs aus der „thematischen Szenemottenkiste“ abfeiere, umso stärker weht dieser neue Wind und umso fetter wirkt dadurch die Platte.

„No I don’t wanna smile just for your satisfaction, No I don’t wanna dance to your favourite 80’s hit, I don’t wanna stay to be your cheap attraction, I don’t wanna stand I just want to sit – No means no!”

Klare Kante also, feierwürdige Songs, fiese Melodien, einnehmende Positivität, abwechslungsreiche Themen und obendrauf gibt es noch zwei Gastauftritte von Sucker (Oxymoron) und der überaus sympathischen Bimmi (The Melmacs). Es gibt absolut kein Gegenargument, dass diese Platte für mich wirklich abwerten könnte.

Du magst Punk? Dann hör „Sad Days For The Kids“!
Du magst Pop? Dann hör „Sad Days For The Kids“!
Du magst Rap? Dann hör „Sad Days For The Kids“!
Du magst keine Musik? Lass dich mal von einem Facharzt oder eine Fachärztin untersuchen und danach: hör „Sad Days For The Kids“!

Vince, Flo und Romeo sind nicht nur The Spartanics und haben mal eben DIE Platte des Jahres rausgehauen, sie sind obendrein auch unfassbar sympathische Menschen, die hoffentlich mit dieser Scheibe so richtig hoch hinauskommen!

Ben