2018 hat sich also doch endlich gütlich gezeigt. Was merkwürdig klingt, wenn man bedenkt dass es Konzertetechnisch bis jetzt (April) ein verflucht fantastisches Jahr war mit Bands wie Johnny Wolga, Dropkick Murphys, Flogging Molly, The Pissed Ones, Baboon Show undosweiterundsofort. Einziges Problem: Ein wirklich, erst kürzlich releastes Album war nicht dabei und wenn, dann nicht so gut, dass ich drüber schreiben wollte. Tja und just als die Zweifel begannen flatterte „Ray Black & The Flying Carpets“ in die Bude.

„Better Way to Move“ lautet ihr Erstlingswerk und oh boy: treibender als der gleichnamige Sand aus den trockeneren Erdgebieten wo man fliegende Teppiche noch in freier Wildbahn findet! Moderner Rock’n’Roll kann einfach so saumäßig fett und gleichzeitig authentisch klingen, dass ich mich immer wieder wundere wieso es gleichzeitig eine solche Vielfalt an…nennen wir es „limitierteren Bands“ aus diesem Genre gibt. Dabei übertreiben es die Jungs nicht mit dem Authentischen, wie man am comichaften Cover sofort bemerkt.

„Dancing is the better way to move!“


Schon vor ein paar Jahren hatte ich die Freude Ray mit seinem Nebenprojekt – den nicht minder phänomenalen „Hidden Charms“ – zu sehen und schon damals hat mich die stimmliche Varianz echt vom Hocker gehauen. Der Mann kann von „Trucker-Country“, über treibenden Rockabilly bis zur gefühlvollen Ballade scheinbar alles singen. Jetzt zeigt er, dass ihm – und seinen Kollegen – auch das Songwriting so richtig liegt. Ich meine, sind wir mal ehrlich: Sind in der jüngeren Vergangenheit schon wahrere Worte als „Dancing is the better way to move“ gesungen worden? Nee?! Sach ich doch. Auch der vorher schon zig mal vertonte Vergleich mit einem „Rolling Stone“ bekommt da plötzlich ein Gesicht, das man bisher so noch nicht kannte. Sehr geil. Und wenn es Textzeilen wie „Would trade my soul for a wish, give all my does for a kiss […] You’re giving me the blues girl, a blues I can’t lose” aus den Boxen schmettert, ist das auch ganz einfach ‘ne andere Liga als das übliche Rock’n’Roll-Schmachtfetzen-Gehabe. Das ist was, was jeder der es mal durchlebt hat, sofort nachvollziehen kann. Authentisch eben.

Und wem das alles nicht reicht, dem sei das – meiner bescheidenen Ansicht nach – absolute Oberhighlight ans Herz gelegt. Egal ob beim gerade erwähnten „Shakey Heart“, dem unglaublich treibenden Blues Bopper „Roller Skating Girl“, dem Piano-verzierten „Secret Lover“ oder dem sau fetten Opener „Favourite Doll“ (oder einem der anderen Kracher-Songs): Die instrumentale Seite der Scheibe ist ein verfluchter Killer! Das Ding ist so auf den Punkt, dass ich mich fast wundern würde ob man das live eigentlich SO krass spielen kann. Allerdings auch nur fast.

Die instrumentale Seite der Scheibe ist ein verfluchter Killer!


Vorallem dass, der Einsatz der „besonderen“ Instrumente wie Piano, Mundi oder Maracas unter dem Motto „Weniger ist manchmal mehr“ läuft, kommt der Sache echt wahnsinnig zu Gute. Die Stücke treiben einen so dermaßen an, dass die Beine wackeln und das Stillsitzen zum Problem wird. Und einen praktischen Effekt hat das auch noch: Durch die Abwechslung erscheint die CD auch hervorragend für die Auflegerei geeignet! Jedoch muss diese These bei nächster Gelegenheit noch auf Tauglichkeit überprüft werden. Mit Songs wie „Big Boy Rock“ stehen die Chancen auf gefüllte Tanzflächen aber äußerst gut.

Zu guter Letzt wird „Better Way to Move“ wohl außerdem eine ganze Weile durch meinen Player rattern, weil wie der Zufall es wollte, die CD kurz vor meiner Hochzeit ankam. Und somit einen grandiosen Soundtrack für eine grandiose Erinnerung liefert. Chapeau an die Herren Ray Black und seine fliegenden Teppiche!

Ben