Das Jahr neigt sich so langsam dem Ende zu und man ertappt sich dabei zu denken, dass man dieses Jahr bisher echt wenig Alben gefunden hat, die einen so richtig umhauen. Und gerade wenn man beginnt zu glauben, dass sich daran nichts ändern wird, kommt eine Horde Banjo-schwingender Irrer im fiesen Whiskyrausch um die Ecke. Howdy …

Die Sache mit Cowboy Bob & Trailer Trash ist die, dass ich lange Zeit davon ausging, dass die Truppe eigtl. nur live funktioniert. Die erste Scheibe finde ich fantastisch, kann aber jeden verstehen, der das anders sieht, weil die Wildheit und der Pep von der Bühne ein bisschen fehlt. Bei „Whisky Makes Me Mean“ dagegen, haben Bob und seine Chaoten dieses „Problem“ einfach direkt bei den Eiern gepackt und aus dem Saal geschmissen – ohne dabei auch nur in irgendeiner Weise von dem abzuweichen, was sie bisher ausgemacht hat!

Was erwartet den geneigten Hörer nun also? Eine pickepacke volle Scheibe (CD ODER Vinyl!) mit 12 Songs feinstem „Outlaw-Country“. Das Ganze dudelt also fröhlich irgendwo zwischen klassischem Country, verdammt schnellen Bluegrass, Punk, Metal und Rock’n’Roll umher. Eine Mischung mindestens so gemein, wie ein Kneipenschläger nach dem schon erwähnten Whisky. Dabei ist es gerade diese Mischung, die den ganzen Kram so genial macht: Egal ob wilde Ausrastnummern wie „B.O.B.“, nach Asphalt riechender „Trucker-Country“ wie bei „Accross the USA“, Gefühlvolles oder einfach richtig spaßige Mitgröhlhymnen wie „Half Drunk is Wasted Money“ – wer behauptet Country zu mögen und dieser Scheibe nix abgewinnen kann, hat meiner bescheidenen Meinung nach irgendwas Grundlegendes nicht verstanden. Und sei es nur dass gute Mugge manchmal auch einfach nur Spaß machen muss. Und das wiederum macht „Whisky Makes Me Mean“ von vorne bis hinten.

Insbesondere der stärkere Einsatz von Banjo, Waschbrett (!) und Dobro Gitarre machen das ganze ziemlich einzigartig in der deutschen Musiklandschaft – zumindest in dieser Form. Abgerundet wird das Ganze durch die Begabung von Sänger Seth – der übrigens auch der einzige Mensch ist, der wahrlich gefühlvoll über eine abgesägte Schrotflinte singen kann – einfach fantastische Songtexte zu schreiben. Dabei zeigt er nicht nur, wie bei „Out Of Jail“, das Country auch große, harte Männer zum Weinen bringen kann:

„The tunnel to my heart is blocked by guards and razor fence, its‘ laywers didn’t offer up a very good defence. The wounds have healed with hardened scars which no one can undue. My heart is locked in prison doing time in cell block two!”

 
 
Und als ob das Ganze noch nicht genug wäre, legt das Album am Ende noch mal so richtig los: “Georgia State Line”, “Crows” und allen voran das unglaublich großartige “Swampland” – ein Song über ein im Moor gestorbenes Mädchen – haben absolutes Gänsehautpotenzial! Noch einen Beweis gefällig? Bitte sehr:

„I’ve seen the devil, hear his voice in the trees. I hear her crying in the swampland reeds…“

 
 
Summa summarum: mit “Whisky Makes Me Mean” beweisen Cowboy Bob & Trailer Trash ein für alle Mal, dass sie nicht nur live funktionieren. Und auch dass für das Musikalische 2017 noch nicht alles verloren ist. Wie Trommler Paul sagen würde: „Großartig!“ Amen.

Ben