Wenn wochenlange Vorabplanung und -organisation nicht so klappt, wie man sich das vorstellt, muss es eben manchmal spontan sein. So geschehen am 26.04. im Rosenkeller in Jena, als Ben spontan in die Abendbrotrunde der Casualties reinplatzte. Hier eine kleine Übersetzung, was da besprochen wurde.
Songausschnitte:
» Chaos Sound
» We Are All We Have
Interview zum Nachlesen auf Deutsch
Ben: Ich sitze hier im Rosenkeller mit den berühmten Casualties aus Amerika! Wen haben wir hier?
Band: Jake (Gitarre), Jorge (Geschrei) und Rick (Bass).
Ben: Was ist der Grund wieso ihr so oft nach Deutschland, speziell Thüringen zurückkommt?
Jorge: Wir sind Arbeiter!
Jake: Es gehört zur großen Europa-Tournee dazu. Und hier hab ich schon immer gemerkt, dass es eine ziemlich gute Punkszene gibt. Deswegen kommen wir so oft her … quasi unser zweites Zuhause.
Ben: Was glaubt ihr was ist der größte Unterschied darin in Punk oder Teil der Punkszene zu sein, zwischen Amerika oder Mexiko und Deutschland bzw. Europa?
Jorge: Für mich ist es wie das System an den einzelnen Orten funktioniert. Ein Punk in Mexiko ist normalerweise ein Angestellter ohne Geld, der nichts zu verlieren hat und deshalb mehr protestiert. Die Rebellion dort ist einfach anders.
Ben: Und ihr seid in einer ziemlichen großen Stadt groß geworden, New York wenn ich mich nicht irre, trotzdem wirkt es als währt ihr in einer sehr kleinen Nachbarschaft aufgewachsen. Wie wichtig glaubt ihr ist so ein Zusammenhalt für seine Subkultur oder für’s Musikmachen?
Jorge: Früher war die Lower Eastside der Teil von New York wo alle Künstler, Musiker, Autoren und Maler lebten. Quasi der „Abschaum ohne Geld“. Als wir angefangen haben lebten wir dort, hingen dort rum, das war wo unsere Musik entstand in den jüngeren Jahren. Das war super wichtig! Allein durch all die anderen Bands dort wie die Ramones oder Agnostic Front. Das war ein echt wichtiger Teil unseres Lebens.
Ben: Auf eurem neuen Album singt ihr die Zeilen: „all we need is this Chaos Sound!“ Wie sehr braucht ihr oder eine Szene eurer Meinung nach Musik?
Jake: Ich glaube es ist das Wichtigste überhaupt! Ich mein dafür sind wir hier oder? Für mich ist Musik dass was dich durch die dunkleren Tage durchbringt.
Ben: Nach mittlerweile 30 Jahren Punkrock: Was lässt euch immer weitermachen?
Rick: Wir lieben ganz einfach was wir machen. Glaub mir wir kriegen dafür nicht viel Kohle. Wir mögen es einfach, es ist ein Teil von uns.
Jake: Wir kriegen ein bisschen Kohle um für Flüge und Rechnungen zu bezahlen, wenn wir nicht daheim sind. Die Leute denken oft: „Ach keine Sorge die Band wird eh bezahlt.“ Aber was bleibt am Ende hängen? Das reicht für Flüge, das Rumgefahre und unser Equipment …
Rick: Jeder der das hier hört und ein kleines Business betreibt wird wissen: jeder Arsch wird bezahlt, bevor du selber was kriegst. Was für ein Glück dass wir es trotzdem mögen!
Ben: Das ist echt ziemlich interessant. Es gibt schließlich Leute die euch als lebende Legenden sehen und es gibt Leute die behaupten ihr hättet eure Seele verkauft weil ihr so viel Merchandise verkauft. Was würdet ihr jemandem sagen der sowas behauptet?
Jake: Du kannst es niemals verstehen, solange du nicht erlebt hast, was wir erlebt haben. Stell dir vor, du kriegst einen Anruf und deine Freundin macht mit dir Schluss oder ein Familienmitglied ist krank und du bist einen ganzen Kontinent weit weg. Und dann ist jemand sauer auf dich, weil du das Logo deiner Band auf einen beschissenen Button gepackt hast um ihn bei einer Show zu verkaufen. Mach das durch, was wir durch haben und dann erzähl mir alles drüber! Ich mein: wir sind nicht besser als Irgendwer, wir wollen halt einfach ein bisschen Zeug verkaufen. Wenn ich eine Band mag wie Blitz oder The Exploited will ich einen coolen Patch oder sowas kaufen. Ich mag das einfach. Und ich will die Band ja supporten.
Rick: Ich versteh einfach nicht warum die Leute so viel Zeit damit verschwenden eine Band zu hassen. Wenn du uns nicht magst, dann lass es halt einfach. Wir brauchen dich nicht oder es juckt uns nicht wirklich ob du uns magst oder nicht.
Ben: Heute Abend dann also Jena. Was erwartet ihr von den Leuten und dem Abend?
Jake: Keine Ahnung. Eigentlich wollen wir nur dass die Leute durch uns und mit uns eine gute Zeit haben. Ein paar coole Erinnerungen mitnehmen und gut.
Ben: Ich werd das auf jeden Fall haben, dass kann ich euch versichern! Vielen Dank nochmal für das sehr spontane Interview!