Eigentlich hatte ich mir vorgenommen, keine Rezension über diese Scheibe zu schreiben, weil ich befürchtete, dass ich zu „unkritisch“ sein könnte, wenn ich die Band schon seit etlichen Jahren persönlich kenne. Tja … scheiß Vorsätze.
Mit „Left In The Pit“ haben LPG Campus also endlich ihr erstes Album rausgehauen. Und dabei zeigen sie in richtig schön rotziger und teilweise humorvoller Art, dass Punkrock so viel mehr sein kann als stupides 3-Akkord-Geschrammel, was zwar natürlich überhaupt nicht abzulehnen ist. Aber die Jungs vom Dorf haben meiner Meinung nach das Zeug für die (etwas) größeren Bühnen!
10 Songs gibt’s auf dem Silberling, die so abwechslungsreich dahergewackelt kommen, dass man die CD locker 5, 6, 7 Mal hintereinander hören kann, ohne dass es auch nur im Geringsten langweilig wird. Und wenn die Scheibe ein Mensch wäre, würde sie einem dabei vermutlich dümmlich grinsend schön den Stinkefinger in den Arsch stecken. Rotziger Punkgesang, super eingängige Melodien, teilweise Gangshouts und ordentliche Parts zum Mitgrölen und Bierverschütten. Dabei noch Textpassagen die einem einfach lange im Kopf hängenbleiben, wie bspw. bei „Summer In The City Streets“: „There is more power in the union than a unionsong could tell“ oder in „Bloody Old Games“ die Aufforderung sich zu trauen das gute alte „Motorboot“… ähem nennen wir es „seetauglich“ zu machen!
„There is more power in the union than a union song could tell“.
Was will man denn eigentlich bitte noch mehr von Musik? Nach dem Sommer in der Stadt gibt’s die Geschichte von „Johnny Rambler“ – und der Musik – die zu einem sympathisch-lässigen Ska-Rhythmus vorgetragen wird und meiner Meinung nach genau zum richtigen Punkt auf dem Album mal eine kleine Verschnaufpause ermöglicht. Denn gleich im Anschluss folgen Songs die ich wohl am besten mit einem durchaus bekannteren Zitat beschreiben kann: „Fucking fast Rock’n’Roll“! Speziell die Geschichte der durchdrehenden „Kathy“ sei hier lobend hervor gehoben.
Abgerundet wird das ganze durch den nicht zu „überprofessionell“ produzierten, richtig schön dreckig-punkigen Sound, der einen direkt bei den Eiern packt und dazu, dass man, ohne es vielleicht beabsichtigt zu haben, dazu bringt das Kommando „move your feet to the beat of a pretty simple song“ zu befolgen. Und gerade wenn man – ein bisschen traurig – anfängt zu denken, dass das in „Wrong Direction“ entgegen gebrüllte „It’s the end …“ sich bewahrheitet, bringen LPG Campus das für mich heimliche Highlight der Scheibe. Auch wenn der „Bullfrog Blues“ eine Coverversion ist, so bleibt der lästig wie eine Mücke in der Nacht ewig im Ohr und sticht vorallem durch das markante und wilde Mundharmonikaspiel heraus. Und dann geht die CD auch schon wieder von vorne los.
Allen Ernstes – und alle persönliche Sympathie für die Jungs mal beiseite geschoben – mit „Left In The Pit“ haben sich LPG Campus auf ein Niveau geschossen, auf dem sie sich zwar noch nicht ganz mit Punk’n’Roll Größen wie den Carburators oder The Bones messen können, aber sich vor diesen auf keinen Fall verstecken müssen! Unkritisch sein, also am Arsch. Wer schnellen, rotzigen und eingängigen Punk mit Rock’n’Roll Note geil findet, sollte sich die Scheibe dringenst beschaffen!
Ben