Elliott Smith lernte ich 2007 kennen, als „New Moon“ erschien. Ich las damals viel in den Medien und ich hörte mir das Album auch tatsächlich an. Doch irgendwie sprang der Funke nicht über. Ich empfand nichts dabei. Es war bis dato die letzte Ver­öffent­lichung des Singer/Songwriters obwohl er bereits 2003 verstorben ist. Und das gerade mal mit 34 Jahren.

Nun 8 Jahre später habe ich mir seine ganze Discografie auf Vinyl besorgt. Wie aus dem Nichts packte er mich am Nacken und ich gab mich ihm und seiner Musik hin. Ein per­sön­liches „favourite“ Album lässt sich sehr schwer fest machen. Während ich diese Zeilen schreibe, höre ich mir „Either/Or“ an. Das Album, welches ich mir als erstes besorgt habe. Das Album fängt sehr leicht und dezent an. „Speed Trials“ ist so ein trauriger und doch wundervoller Song. „Angeles“ sticht durch seine warmen Melodiebögen hervor und „Cupid’s Trick“ driftet in einigen Passagen Richtung Indie-Rock ab. Elliott Smith versteht es, seine Texte in von Leichtigkeit umgarnten Melodien zu packen, die die Schwere der Texte fast schon vergessen lassen. Als er die Produktion zu „Either/Or“ antreten wollte, war Elliott Smith ein Wrack. Sowohl physisch als auch psychisch. Er überlebte einen Selbst­mord­versuch (er sprang von einer Klippe), ohne einen Kratzer am Körper. Das er imstande war so ein gefühlvolles, erdiges und ehrliches Album auf die Beine zu stellen, grenzt an ein Wunder.

heaven adores you

 
 
Der Regisseur Gus Van Sant nahm mit ihm Kontakt auf, da er ein großes Fan vom besagtem Album war. Elliott Smith stellte seine Musik zum Soundtrack „Good Will Hunting“ zur Verfügung und schrieb eigens noch das Lied „Miss Misery“. Nun war er, ob er wollte oder nicht, schlagartig bekannt. Das Lied wurde für den Oscar nominiert und er teilte nun seine Melodien und seine Texte mit der Welt.

Auch wenn Elliott Smith seit frühester Zeit mit Drogen­problemen und anderen Ab­hängig­keiten zu kämpfen hatte, seine Dämonen ihn Schritt für Schritt immer lauter verfolgten, so hat er der Nachwelt ein wahres Stück Musik­geschichte und bei mir einen großen Eindruck hinter­lassen. Auch wenn ich dafür lange 8 Jahre gebraucht habe.

Toni