Man kann wohl unmöglich von sich selbst behaupten, ernsthaft Teil der (deutschen) Rock’n’Roll Szene zu sein ohne jemals von Marcel Bontempi gehört zu haben. Nicht nur bekannt als Sänger der fantastischen Montesas und als Künstler zahlreicher Flyer, Cover und anderer Artworks, sind die Solowerke des „wizard of rhythm“ mittlerweile ein fester Bestandteil eines jeden Rock’n’Roll-Abends. Und jetzt endlich, ich selbst hab wirklich jahrelang drum gebettelt dass er es tut, hat er seine gesamten Solowerke von 2009 bis 2014 gesammelt neu heraus gebracht: und zwar nicht nur auf Vinyl, sondern auch „Studenten-und-anderen-zu-armen-Menschen-freundlich“ als CD! Eigentlich kann man an dieser Stelle schon fest halten: Uff!

Das Teil knallt von vorne
bis hinten. Und das richtig.

 

Auch wenn ich einige seiner Songs schon kannte und zum Beispiel mit dem „Spiderman“ ­Titelsong, selber auch immer wieder Leute auf die Tanzfläche locken konnte, muss ich sagen dass die enorme Qualität der Songs an sich, aber auch der Aufnahme einfach richtig fett ist. Zur Abrundung gibt es noch ein schön dickes Booklet und schon merkt man der gesamten Aufmachung an, wie viel Herzblut darin steckt.

Was ist nun aber drauf? Insgesamt gibt es satte 21 (!) Songs die mehr oder weniger eigentlich fast alle Facetten des Rock’n’Roll abdecken, wenn man von den „extremen“ mal absieht. Dabei greift Marcel zum einen auf Coverversionen mehr oder weniger bekannter Songs – wie bspw. Gene Vincent’s legendäres „Race With The Devil“ – zurück, die er aber dabei so verarbeitet dass sie gänzlich anders und auch, meiner Meinung nach, oftmals einfach noch fetter klingen. Zum anderen finden sich auch diverse Eigenkompositionen, wie der Knaller „Shag Rag“, der direkt nach „Dig A Hole“ an zweiter Stelle der CD kommt. Bei dieser Reihenfolge hat man eigentlich schon nach den ersten zwei Liedern richtig Bock auf alkoholbeschwipstes Tanzen gewürzt mit ein klein wenig Ausrastung! Und eigentlich geht das Ganze bis zum Ende der CD munter so weiter.

Besonders Klasse finde ich dass es Herrn Bontempi auf seine ganze eigene, charmante Weise gelingt das – meiner Meinung nach – wesentliche des Rock’n’Roll rüber zu bringen: Spaß! Denn wie schon Lemmy Kilmister sagte:

„Rock’n’Roll soll Spaß machen.
Wozu ist er sonst da?“

 

Was wie eine abgedroschene Plattitüde klingt, ist aber tatsächlich dass, was die Scheibe auszeichnet. Die Abwechslung zwischen den Songs von boppig-rockig, über gediegen oder auch „mystisch“ bis hin zum schnulzig schönen „So Schön“ (übrigens der einzige deutsch­sprachige Song auf dem Album und mit 48 Sekunden leider viel zu kurz), macht halt einfach richtig Spaß. Und da kommt es der ganzen Geschichte nur zu Gute wenn man dann eben auch mal im Hintergrund so manchen Songs ein paar „Frösche“ quaken hört.

Auch wenn Marcel als Tipp in die CD geschrieben hat: „Don’t play it at ordinary teen-dances“ da diese sonst ernsthafte Ohrenschäden bekommen könnten, würde ich ganz klar sagen: Spielt die Scheibe genau dort! Immer wieder! Manch einer würde mit solcher Musik wohl noch „gerettet“ werden können. Alle anderen können bei „Witches, Spiders, Frogs & Holes“ Rock’n’Roll in Bestform hören. Tod ist diese Musik ja eigentlich noch nie wirklich gewesen und bei solchen Neuerscheinungen wird sie es auf jeden Fall noch lange Zeit nicht werden!

Ben